BLOGLISTE  2014

 

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Vorweihnachtlicher Besuch in der Handwerksform Hannover

   
>> Danner-Stiftung und Danner-Preis 2014
Preisträgerin 2014: Isabelle Enders
   
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BK-Jahrestagung 2014 - zu Gast bei der Firma Thonet in Frankenberg

   

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Ulrike Isensee wird mit dem Lotte Hofmann-Gedächtnis-Preis für Textilkunst 2014 geehrt

   

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Grenzüberschreitungen in Form und Arbeitsweise: Hessischer Staatspreis 2014

 

 

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JUST PAPER - Ausstellung, dem Material Papier gewidmet

ARCHIV 2014

 

8-12-2014

Vorweihnachtlicher Besuch in der Handwerksform Hannover

 

Gleich zwei beeindruckende Ausstellungen gibt es zurzeit in der Handwerksform in Hannover zu sehen. Noch bis zum 13.12.2014 wird die erste Christmas Edition gezeigt. Die Christmas Edition ist ein einzigartiges Schaufenster, eine kleine feine und edle Ausstellung, die dem exquisiten Kunsthandwerk in seiner schönsten Form gewidmet ist. Bislang endete das Ausstellungsjahr in der Handwerksform Hannover regelmäßig mit der großen Weihnachtsschau. Nicht so in diesem Jahr. Alles wurde auf Anfang gestellt. Die Ausstellungsbesucher können an der Berliner Allee wunderschöne Unikate und Spitzenstücke entdecken, die sich durch kenntnisreiche Materialverarbeitung und formvollendete Gestaltung auszeichnen.

 

Christmas Edition im Ausstellungsraum der Handwerksform Hannover

 

Gleichzeitig zu sehen ist die neue Crafts. Collection. Niedersachsen. Aus diesem Wettbewerb sind 24 Objekte hervor gegangen, die in ganz besonderer Weise die feine Kunst des Handgemachten des niedersächsischen Kunsthandwerks widerspiegeln. Die Crafts Collection Niedersachen ist als Wanderausstellung angelegt und wird in der Handwerksform noch bis Ende Januar 2015 zu sehen sein. Danach wandert sie weiter zur IHM nach München. Weitere Stationen sind in Planung.

 

Crafts. Collection. Niedersachsen (Teilansicht)

 

Die deutsche Bank hat zu dem Wettbewerb Crafts Collection Niedersachsen einen Sonderpreis gestiftet, der an unser BK-Mitglied Young-I Kim verliehen wurde.

 

Arbeiten der Preisträgerin Young-I Kim

 


11-11-2014

Danner-Stiftung und Danner-Preis 2014
Preisträgerin 2014: Isabelle Enders

 

 

Die Danner-Stiftung

Die Danner-Stiftung wurde auf Anregung des Königlich Bayerischen Hofgoldschmiedes Prof. Karl Rothmüller durch die Ökonomieratswitwe Therese Danner (1861–1934) im Jahre 1920 gegründet – aus dem gemeinnützigen Wunsch heraus, das „solide, bodenständige Kunsthandwerk“ in Bayern zu pflegen und zu stärken und vor allem, um den Nachwuchs anzuspornen und zu unterstützen.

In Bayern hat das Kunsthandwerk einen besonderen Stellenwert, dessen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus reicht. Seine Vielfalt und ein hohes künstlerisches Niveau zu sichern ist bis heute das Anliegen der Danner-Stiftung. Sie steht an der Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk und wurde gegründet, um den Nachwuchs zu fördern. Die Danner-Stiftung prämiert hervorragende Leistungen und unterstützt junge Talente im bayerischen Kunsthandwerk durch Preise, Stipendien, Wettbewerbe und Ausstellungen. Fachschulen und Akademien erhalten Zuwendungen, um Qualität und Anspruch von Aus- und Weiterbildung auch in Zukunft zu gewährleisten. Das Spektrum umfasst dabei alle Gewerke der kreativen Gestaltung im Handwerk: Schmuck, Keramik, Glas, Holz, Textil, Metall, Stein und Gerät.

 

 

Isabelle Enders, "Pfefferlinge“, 2013/2014, Messing, Silberlot, Keramikmahlwerk, Edelstahlstift, montiert, geschwärzt, geölt, D 4 cm, L 25-30 cm, ©Danner-Stiftung, München, Foto: Eva Jünger, München

Das Profil des Kunsthandwerks und das Selbstverständnis der Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker haben sich gegenüber traditionellen Vorstellungen im 20. Jahrhundert tiefgreifend gewandelt. Die Grenzen zwischen den freien und angewandten Künsten, zwischen dem reinen Handwerk und der designorientierten seriellen Produktion sind fließender geworden.

Durch ihre Aktivitäten und Fördermaßnahmen ist die Danner-Stiftung zu einem unentbehrlichen Forum für die Begegnung und den Austausch zwischen den verschiedenen Strömungen des Kunsthandwerks geworden, auch über das Kunsthandwerk im engeren Sinne hinaus.

Die Danner-Striftung gehört dem Bundesverband Kunsthandwerk als Mitglied seines Freundeskreises an.


Der Danner-Preis
Landeswettbewerb für das Kunsthandwerk in Bayern


1984 wurde zum ersten Mal der Danner-Preis ausgeschrieben, der seither im dreijährigen Turnus vergeben wird. Damit war eine neue Förderungseinrichtung geschaffen, die inzwischen überregionale Bedeutung genießt. Diese Prämierung – offen für alle Bereiche des Kunsthandwerks – hat zum Ziel, einen Ansporn zu bieten zur Steigerung, Innovation und Fortentwicklung eines reichen kunsthandwerklichen Erbes. Besonders der Nachwuchs ist angesprochen. Darüber hinaus gelingt es dem Wettbewerb – verbunden mit Ausstellung und Katalog –, eine breitere Öffentlichkeit zu gewinnen und diese für Formqualitäten zu sensibilisieren. Insgesamt hat sich herauskristallisiert, dass der Nachwuchs neue Wege sucht und – die herkömmliche Vorstellung einer Verschmelzung von Form und Funktion in Frage stellend – zu einer völlig anderen gestalterischen Sprache gelangt.

 

Dorothea Förster, Broschen "Oval und Rund", 2013, 750/000 Gold, Edelstahl, Farbe, Lack, montiert, L 6,1 - 7,7 cm, B 5,8 - 6,4 cm, H 0,8 cm, ©Danner-Stiftung, München, Foto: Eva Jünger, München

 

Die Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst sind zunehmend durchlässiger geworden. Die jungen Kunsthandwerker interessiert die klassische Trennung gar nicht mehr so sehr, sie öffnen sich vielmehr für alle schöpferischen Bereiche und lassen deren Impulse in ihre Werke einfließen. Weiterhin werden als Regulativ, als Mittel der Lenkung und Orientierung vor allem die Schulen und Akademien eine entscheidende Rolle spielen. Ihr Anteil an der Entwicklung dieser aktuellen Strömungen ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Gerade der Danner-Preis ist dazu gedacht, charakteristische und wichtige Tendenzen herauszufiltern und hervorzuheben. Es kommt daher der Jury vor allem darauf an, hohe international gültige Maßstäbe zu setzen. Nur so hat das Kunsthandwerk in Bayern eine Chance, dem internationalen Wettbewerb standzuhalten – gleichzeitig eine Garantie für seinen Fortbestand. Der Danner-Preis, der mit 15.000 Euro und zusätzlichen Förderpreisen von insgesamt 12.000 Euro dotiert ist, ist und bleibt einer der ganz wenigen hohen Auszeichnungen für Kunsthandwerk.


Der Danner-Preis 2014

Die Danner-Stiftung führte 2014 wieder einen landesweiten Wettbewerb für das Kunsthandwerk in Bayern durch. Mit dem alle drei Jahre stattfindenden Wettbewerb will die Danner-Stiftung neue gestalterische Ideen und Entwicklungen im Kunsthandwerk fördern. Dabei wird auf die künstlerische Qualität der Arbeiten besonderer Wert gelegt. Die Ausstellung zum Danner-Preis 2014 findet im Schlossmuseum Aschaffenburg statt.

Christoph Finkel, Gefäß, 2013, Apfelbaum, gedrechselt, ausgehöhlt, D 33 cm, H 23,5 cm; Vase, 2013, Eiche, gedrechselt, D 17,5 cm, H 47cm; Vase, 2013, Apfelbaum, gedrechselt, D 14 cm, H 25 cm, ©Danner-Stiftung, München, Foto: Eva Jünger, München

Der Danner-Preis 2014 wurde an die Silberschmiedin Isabelle Enders für ihre Arbeit »Pfefferlinge« verliehen. Isabelle Enders ist Junioren-Mitglied des BK und wir gratulieren ihr sehr herzlich zu diesem Erfolg!

Im Laufe seiner 30-jährigen Geschichte hat der Danner-Preis nichts an Attraktivität und Bedeutung verloren. Am Wettbewerb 2014 haben sich rund 200 Kunsthandwerker/innen beteiligt. In der Ausstellung sind die Arbeiten von 47 Künstlern aus den Bereichen Schmuck, Keramik, Holz, Gerät, Textil, Glas und Metall zu sehen. Die Einreichungen der letzten Jahre zeigen, dass die Grenzen zwischen angewandter und freier Kunst zunehmend durchlässiger werden. Auf der Suche nach einer eigenen Formensprache stellen junge Kunsthandwerker zunehmend tradierte Vorstellungen in Frage und nutzen schöpferische Impulse aus anderen Bereichen wie des Designs, innovativer Technologie oder der Bildenden Kunst. Der Danner-Preis filtert nicht nur charakteristische Tendenzen der jüngeren Zeit heraus und hebt sie hervor, sondern setzt mit den Entscheidungen seiner hochkarätigen Jury internationale Maßstäbe.

 


1-10-2014

BK-Jahrestagung 2014 - zu Gast bei der Firma Thonet in Frankenberg

 

Showroom der Firma Thonet

In diesem Jahr führte uns die Reise zur BK-Mitgliederversammlung in das hessische Frankenberg. Dort haben wir den ersten Tag gleich mit einer Werksführung beim Möbelhersteller Thonet begonnen. Unser neues Junioren-Mitglied Moritz Angerpointer-Sonntag hat unsere neugierige Truppe engagiert vertreten und sich spontan daran beteiligt, Holz für die Herstellung eines Stuhles per Hand zu biegen.

 

Unser neues Junioren-Mitglied beim Holzbiegen

 

Bereits im Jahr 1819 gründete Michael Thonet eine Bau- und Möbeltischlerei. Sie ist der Ursprung des heutigen Traditionsunternehmens, in der das Biegen von massivem Holz in den 1850er Jahren perfektioniert und damit eine Serienfertigung überhaupt erst möglich wurde. Thonet war seit dem Bestehen der Produktästhetik verpflichtet und ist heute ein weltweit bekanntes Design-Unternehmen.

 

Das Thonet-Museum

 

In den zwei Tagen als Gast bei Thonet konnten wir hautnah erleben, dass nicht nur das Design-Konzept stimmig ist. Auch die Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen war deutlich zu spüren. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

 


17-09-2014

 

Lotte Hofmann-Gedächtnis-Preis für Textilkunst 2014 geht an Ulrike Isensee

 

Zum achten Mal wird der Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst verliehen. Er ist der einzige deutsche Preis für Textilkunst und mit 5.000 Euro dotiert. Ulrike Isensee erhält die Auszeichnung 2014 für ihr Gesamtwerk. Die Preisverleihung findet im Rahmen der Eröffnung der Grassimesse am 23. Oktober 2014 in Leipzig statt.

 

 

Ulrike Isensee


Die Preisträgerin Ulrike Isensee
Ulrike Isensee machte sich nach ihrer künstlerischen Ausbildung zunächst als Grafikerin selbständig. Diese beruflichen Wurzeln sind in ihren späteren textilen Arbeiten spürbar und beeinflussen selbst noch aktuelle Werke. So sind in den letzten drei Jahren eine Reihe Arbeiten für die Wand entstanden, die Serie trägt den Titel „Erinnerungen“. Ihre persönlichen Erinnerungen verbindet sie mit Materialien, die in Beziehung zu ihren Erlebnissen stehen. Die Erinnerung, die Vergegenwärtigung von Lebensmomenten bringt sie in ihre Arbeit ein und setzt sie in großformatigen Wandarbeiten mit Hilfe der Technik um, die ihr Tun bestimmt: das Weben und Vernähen. Sie selbst sagt dazu: „In den Wandobjekten werden die Erinnerungsträger wie in einem Sammelalbum für lange Zeit fixiert.“

Aktuelle Arbeit aus der Serie „Erinnerungen“ von Ulrike Isensee, „Erinnerungen ... eine Druckerei“, Papierstreifen, zusammen genäht, Maße ca. 140 x 140 cm


In den Jahren zuvor widmete sich Ulrike Isensee in ihren freien Arbeiten der Textilassemblage
mit unterschiedlichen Themen (2005 bis 2011) sowie 2003/2004 dem Kimono-Projekt, bei dem sie neben herkömmlichen textilen Materialien Plastiktüten und Draht verarbeitete. Abstrakt und durch transparente stoffliche Überlagerungen bieten diese Arbeiten dem Betrachter meditative Tiefe und sind Quelle der Inspiration.

 

Nach ihrer Ausbildung an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und der ersten Zeit als Grafikerin stand schon bald eine Erweiterung ihrer gestalterischen Tätigkeit an, ausgelöst durch eine Studienreise nach Mexiko. Dort erlebte sie die Farbvielfalt der handgewebten Stoffe mexikanischer Weberinnen und die Leichtigkeit, mit der sie ihre Arbeit verrichteten.

 

Zurück in Hamburg absolvierte sie eine Lehre zur Handweberin, die sie mit der Gesellenprüfung und später mit der Meisterprüfung abschloss. 1983 gründete sie ihr eigenes Atelier und arbeitete als selbständige Handweberin. Strenge grafische Formen und der reduzierte Einsatz von Farben bestimmten die Arbeiten am Beginn ihrer Karriere. Schon in ihren ersten Jahren als Handweberin sind die Designs von Ulrike Isensee unverkennbar. Vorwiegend widmet sie sich in dieser Phase Gebrauchstextilien wie Schals und Bekleidung.


Bereits 1995 ist Ulrike Isensee mit dem Hessischen Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk ausgezeichnet worden und im Jahr 2004 erhielt sie den Bochumer Designpreis und den Preis der Justus Brinckmann-Gesellschaft. Längst hatte sie zu diesem Zeitpunkt mit der Auflösung der strengen Formen begonnen. Farben setzte sie in großer Vielfalt und Intensität ein und verabschiedete sich von der zurückhaltenden Farbgebung. Auch die Struktur der Gewebe hatte sich gewandelt, die Dichte der Bindungen wurde gelöst und Ulrike Isensee entwickelte transparente Strukturen, die, sich überlagernd, mit visueller Verschleierung und gleichzeitig mit Durchlässigkeit spielen.

 

Papierkimono von Ulrike Isensee, Leinengarn, Tyvekpapier, genäht

 

Ulrike Isensee ist mehr als 30 Jahre selbständig in ihrem eigenen Atelier tätig. In all diesen Jahren zeugt ihr Schaffen von einer stringenten künstlerischen Entwicklung, die mit der Fortbildung ihrer handwerklichen Meisterschaft einhergegangen ist. Dafür wird Ulrike Isensee 2014 mit dem Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst ausgezeichnet.

 

Freie Arbeit „Hommage à Sonja Delaunay“ von Ulrike Isensee, sich überlagernde Seiden- und Baumwollringe, genäht, Maße ca. 150 x 190 cm

 

Die Lotte Hofmann-Gedächtnisstiftung für Textilkunst
Die Lotte Hofmann-Gedächtnisstiftung für Textilkunst wurde von den aus Karlsruhe stammenden Schwestern Lotte und Käte Hofmann mit dem Ziel begründet, die Textilkunst in Deutschland zu fördern und ihre Protagonisten auszuzeichnen. Lotte Hofmann hat zusammen mit ihrer Schwester Käte den ersten und bislang einzigen deutschen Preis für Textilkunst geschaffen, indem die Schwestern ihr Vermögen in eine Stiftung einbrachten.


Lotte Hofmann (1907-1981) zählte im Nachkriegsdeutschland zu den bedeutenden und international bekannten deutschen Künstlerinnen. Sie engagierte sich auch verbandspolitisch für das Kunsthandwerk. Auf internationaler Ebene hob sie in New York den World Crafts Council, den Weltverband des Kunsthandwerks, mit aus der Taufe und war Mitbegründern des baden-württembergischen Landesverbandes (1947), des Bundes der Kunsthandwerker Baden-Württemberg e. V.


Der Lotte Hofmann-Gedächtnispreis für Textilkunst wird seit 1984 vergeben und ist ausschließlich Textilkünstlerinnen und Textilkünstlern aus Deutschland vorbehalten. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und mit einer Ausstellung verbunden.


Die Stiftung hat ihren Sitz beim Bundesverband Kunsthandwerk in Frankfurt am Main. Über die Preisvergabe hat der Stiftungsbeirat entschieden, dem Brigitta Landsberg als Vertreterin der  Stifterfamilie,die Künstlerin Gisela Schröder-Fröhlich sowie die Museumskuratoren Babette Küster und Peter Schmitt angehören. Mehr unter: www.lotte-hofmann-stiftung.de

 

 


02-09-2014

Grenzüberschreitungen in Form und Arbeitsweise

Hessischer Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk 2014 in Frankfurt verliehen

Die Preisträger 2014: Holzgestalter Christoph Finkel, Glasdesignerin Alexa Lixfeld und Keramikerin Christine Ruff

Am 1. September war es wieder soweit. Der Hessische Staatspreis für das Deutsche Kunsthandwerk wurde zum 64. Mal auf der Tendence in Frankfurt verliehen. Die Jury würdigte das künstlerische Schaffen und die Werke dreier KunsthandwerkerInnen, die zu den Modern Crafts-Talenten gehörten und auch in der Ausstellung Form 2014 - Form aus Handwerk und Industrie - auf der Tendence zu sehen gewesen sind.

Der erste Preis zeichnet den akademischen Bildhauer und Holzkünstler Christoph Finkel aus. Der zweite Preis ehrt Alexa Lixfeld für ihre Glasobjekte und -gefäße. Die dritte Auszeichnung geht an die Keramikgestalterin Christine Ruff. Auch in diesem Jahr war der älteste, bereits 1951 ins Leben gerufene Staatspreis Deutschlands mit insgesamt 8.000 Euro dotiert.

 

Zur fünfköpfigen Jury zählen - neben den Preisträgern des letzten Jahres, Hebach & Kloess (Metallgestaltung) - Silke Wolter von FeinDesign in Bad Soden, Lutz Schell-Peters von der Werkakademie für Gestaltung in Kassel, Karin Hoerler aus dem Kunsthaus Wiesbaden und Britt Fröse, Geschäftsführerin von Angewandte Kunst Hessen.

Verliehen wurden die Auszeichnungen durch Tarek Al-Wazir, Staatsminister im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, und Detlef Braun, Geschäftsführer der Messe Frankfurt GmbH. In der Feierstunde in der Galleria auf dem Messegelände charakterisierte Tarek Al-Wazir das kunsthandwerkliche Schaffen folgendermaßen: „Mit einer Vielfalt an individuell gefertigten Arbeiten fernab von Einheitsdesign zeigt sich gerade diese Branche als moderner und zukunftsorientierter Wirtschaftsbereich. Daher ist die Unterstützung des Kunsthandwerkes ein wichtiger und innovativer Teil der Förderung sowohl der Wirtschaft als auch der Kultur in unserem Land." Weiterhin führte Tarek Al-Wazir an, dass der Hessische Staatspreis auch dafür stehe, Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerker und ihr Know-How ins rechte Licht zu rücken.

 

1. Preis: Skulpturale Holzschalen an der Grenze zur Machbarkeit

Christoph Finkel, Holzschale, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Christoph Finkel, Holzschale, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH


Christoph Finkel, freischaffender Künstler, Bad Hindelang

Die Jury ehrt den Allgäuer Christoph Finkel mit dem ersten Preis für seine einzigartigen skulpturalen Objekte. Seine Arbeiten überzeugten die Jury nicht nur durch die materialgerechte und exquisite Verarbeitung, sondern auch durch ihre vorbildliche Gestaltung. Sie seien dekoratives Objekt und eine gelungene Kombination aus Tradition und Moderne. Laut Jurybegründung werden konstruktive Erfordernisse und gestalterischer Anspruch optimal verbunden und in Einklang gebracht. Christoph Finkel verstehe es äußerst kompetent, mit dem Material Holz umzugehen und mit hoher Souveränität traditionelle Handwerkstechniken einzusetzen.

Christoph Finkel, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Christoph Finkel, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH

Mit seiner speziell angefertigten Drechselbank verschiebt der studierte Bildhauer die Grenzen des Möglichen, um eine perfekt geformte Schale aus einem rohen Holzblock zu gestalten.

Christoph Finkel selbst beschreibt den langen Entstehungsprozess seiner Unikate folgendermaßen: Er transportiere ausgesuchte, durch Altersschwäche oder Lawinen umgestürzte Bäume aus seiner Umgebung in sein Allgäuer Atelier, zerlege sie in verwertbare Stücke und bearbeite diese, indem er Charakter und Form zu erkennen suche, die die Natur bereits vorgegeben habe. Das Sehen und skulpturale Umsetzen lernte er an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Die Erfahrung mit dem eigenwilligen Werkstoff Holz ziehe er aus dem großelterlichen Traditionsbetrieb einer Wagnerei. Diese Fertigkeiten und das Wissen über Elastizität, Trocknung und Verformung des Holzes auch nach der Bearbeitung mache seine Arbeit trotz aller Präzision zu einem Abenteuer: „Ich versuche, eine Balance zwischen Gestaltung und Material zu finden".

Sowohl die „3 in 1"-Objekte, als auch die organisch geformten, mit tiefen Rillen versehenen Schalen haben die Jury überzeugt: Christoph Finkel schaffe es, ganz unaufgeregt ein Kunstwerk zu gestalten, das selbstverständlich im Ausdruck ist und trotzdem von schöner Eleganz geprägt sei. Seine Arbeiten seien ein handgefertigtes, ausdrucksvolles Kunstwerk mit individuellem Charakter und zeitlosem Design.

 

2. Preis: Objektkunst mit ausdruckstarker Formensprache in Glas

Alexa Lixfeld, Glasobjekt, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Alexa Lixfeld, Glasobjekt, Foto: Pietro Sutera, Messe Fankfurt GmbH


Alexa Lixfeld, Diplom-Designerin, Hamburg

Eine ausdrucksstarke Formensprache, balancierend zwischen Kunst und Funktion, verbunden mit dem eingesetzten Material Glas, gab den Ausschlag für das Votum der Jury für den zweiten Preis.

Alexa Lixfeld studierte in Köln und Eindhoven Design und nimmt in zahlreichen internationalen Projekten das spannungsvolle Material Glas in ihr Blickfeld. Spiegelung und Transparenz, Farbigkeit und Dreidimensionalität haben es Alexa Lixfeld angetan: „Ich bin fasziniert von der Aggregatveränderung dieses honigweichen Materials, das sich beim Erkalten verhärtet." Sie schätzt das besondere Verhältnis, das zwischen Betrachter und Objekt entsteht: „Es ist ein Stück Herz und Seele, das da von mir ist." Alexa Lixfelds Motivatoren sind Menschen und ihre Reaktion auf die glatten, teilweise großformatigen Glas-Objekte im pastellenen Farbenspiel. Die Interaktion prägt darüber hinaus auch den Entstehungsprozess: Die Objekte in Glasbläser­technik zu formen und herzustellen bedarf der Hilfe von bis zu zwei weiteren Personen. Hier entstehen in gemeinsamer Arbeit, aber unter der Regie von Alexa Lixfeld, nicht-reproduzierbare Gefäße, die Ausdruck eines poetischen, gefühlvollen Schaffens sind. Die Objekte im Rahmen des „Gravity-Projekts" beispielsweise entstehen durch die Nutzung von Schwerkraft und „erzählen ihre ganz eigene Geschichte". Bei den „Glass-Wood"-Objekten geht Lixfeld zunächst von einer in Holz eingelassenen Grundform aus, die das Glas sich unter weiterer Bearbeitung ausdehnen und in die freie Form entwickeln lässt.

Alexa Lixfeld, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Alexa Lixfeld, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH

Die Jury fand: die Technik des Mundblasens sei hier sinnvoll genutzt zur Umsetzung eines gelungenen Konzeptes. Ein Konzept, das handwerklich und ästhetisch anspruchsvoll umgesetzt und sich hoch lebendig, in Form, Größe, Gewicht und Farbe reizvoll variiert.

 

3. Preis: Keramische Gefäß-Objekte - Form und Variation

Christine Ruff, Keramik-Gestalterin, Wuppertal

Auch die Preisträgerin des dritten Preises, die gelernte Kerammalerin Christine Ruff mit Atelier in Wuppertal, wurde für ihr Gesamtwerk geehrt. Der innovative Umgang mit dem keramischen Material überzeugte die Jury. Die handwerklichen Arbeitsvorgänge werden zu einem aufwändigen Dekor mit spannenden strukturellen Schichtungen.

Christine Ruff, Keramik-Gefäße, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Christine Ruff, Keramik-Gefäße, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH

Die Gegenstände, liebevoll geformt, sind nicht eigentlich Gebrauchsgegenstände, sondern in sich ruhende Kunstobjekte, die gar keine Funktion nötig haben. „Ich bin inspiriert von den 50er Jahren, die das Leichte, die Pastelltöne verkörpern". Christine Ruff stellt ihre Objekte - Schalen und Vasen - aus dem Material Ton in Gusstechnik her. Die exakt ausgearbeiteten Formen haben sich von einer Rotationstechnik hin zu einem eher bildhauerischen Konzept entwickelt und changieren zwischen nutzbarem Gefäß und Plastik. Christine Ruff variiert eine vorhandene Form, indem sie beispielsweise Bestehendes verbindet oder gleichen Komponenten ein unterschiedliches Aussehen verleiht: So variiert die Grundform einer Schale in den Höhen, Farben oder darin, wie die Öffnungen angebracht sind. Die Gruppe, das Ensemble mehrerer Objekte, bildet ebenfalls eine Möglichkeit, Varianten einer Ausgangsform zu bilden. Andere Variationen ergeben sich aus einem fortbestehenden Muster, das auf unterschiedliche Formen und Größen aufgebracht wird, wie bei der „Schwammerl"-Serie. Für diese Objekte hat Christine Ruff im Jahr 2013 den NRW Staatspreis für das Kunsthandwerk in der Kategorie Keramik erhalten.

Christine Ruff, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH
Christine Ruff, Foto: Pietro Sutera, Messe Frankfurt GmbH

Das Fazit der Jury: In jedem Objekt manifestiert sich eine erstaunliche Kunstfertigkeit. Eine ruhige, selbstverständliche Gelassenheit geht von den Gefäßen aus. Ihre technische Perfektion wirkt völlig unangestrengt und überzeugt in Form, Farbe und Gestaltung.

 


JUST PAPER
Sonderausstellung im Rahmen der EUNIQUE 2014

Eine der beiden Sonderausstellungen auf der EUNIQUE widmet sich in diesem Jahr dem Material Papier und wird unter dem Titel JUST PAPER zeigen, welche gestalterischen Möglichkeiten dieses Material bietet. Von freien Arbeiten bis hin zu funktionalen Produkten wird in der Ausstellung ein Spektrum ausgewählter Objekte präsentiert. Die Ausstellung ist von Andrea Basse, Diplom-Produktdesignerin und Ausstellungsmacherin aus Hannover kuratiert worden und wird vom Bundesverband Kunsthandwerk in Zusammenarbeit mit der Karlsruher Messegesellschaft veranstaltet.

Arbeiten von 23 Ausstellern wurden ausgewählt, davon sind 8 Aussteller mit einem eigenen Stand auf der EUNIQUE vertreten. Zwar werden mehrheitlich Arbeiten aus Deutschland gezeigt, jedoch kommen auch zwei Aussteller aus der Schweiz und je ein Beitrag aus Holland und der Tschechischen Republik.
 

Die Arbeiten der Sonderschau sollen einen Überblick über die Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten des Materials Papier bieten. Bewusst wurden dabei die „freien künstlerischen Objekte“ sehr zurück genommen, obwohl gerade in diesem Bereich eine große internationale Szene zu finden.

 

Lichtobjekte von Antje Neumann, Lichtpapier, Jena


Exemplarisch für diesen Bereich steht eine Arbeit der Japanerin Mari Watanabe mit dem Titel „Die Sinfonie“, ca. 90 cm hoch und 245 cm breit. Mari Watanabe verwendet Kozo-Papier, hergestellt aus der Rinde des Maulbeerbaumes. Aus diesem Papier fertigt sie auch Kissen oder Lampenschirme. 1982 entwarf der Modedesigner Issey Miyake bereits Kleidung daraus.

 


Schalen von Silke Decker, Hamburg


Auch wurde weitgehend darauf verzichtet, die klassischen und bereits bekannten Anwendungsbereiche der Papierverarbeitung vorzustellen. Dazu zählen Drucktechniken, grafische Produkte und die klassischen Buchbinderarbeiten, die mit Einbandtechniken, Schubern, Schachteln und Dosen eine große Bandbreite bieten. Exemplarisch ist lediglich eine Ausstellerin, Cornelia Patz-Nahm, für diesen Werkbereich vertreten. Vielmehr sollen die ausgewählten Beispiele der Sonderschau JUST PAPER den Umgang mit dem Material Papier im Alltag dokumentieren. Objekte der angewandten Kunst und aus der jungen Design-Szene beweisen uns, dass auch die scheinbar so empfindlichen Materialien Papier und Pappe dem täglichen Umgang standhalten, gebrauchsfähig und benutzerfreundlich sind. So zeigt JUST PAPER Teppiche, Lampen und Tische, die für den Gebrauch bestimmt sind und keineswegs nur objekthaften Charakter haben. Auch der Bereich Mode ist mit einem Strickkleid und einem Kimono, mit Hutobjekten, Schmuck und dem liebsten Accessoire, der Tasche, vertreten. Und einige Figuren aus Pappmachee werden den Besuchern der Sonderschau sicher ein Schmunzeln entlocken.


Papierskulptur von Jutta Nordheim, Woltersorf, Foto: Gerd Nordheim


Die vorgestellten Arbeiten in der Sonderschau JUST PAPER sollen aber auch die Vielfalt der Techniken, mit denen Papier verarbeitet werden kann, vorstellen: Zeitung, geschnitten und gedreht, wird verstrickt. Gewachste Papierkordel wird zu Teppichen verwebt. Gefaltetes Papier erhält eine ähnliche Struktur wie Holz und lässt sich nahezu genauso bearbeiten. Papierfäden und -streifen werden übereinandergelegt und genäht. Papier wird in Porzellan getaucht und gebrannt. Lasergeschnitten, 3D-gedruckt, handgeschöpft, geklebt, gesägt, recycelt, upcycelt ... Nahezu jede Technik ist möglich.

 

Tisch von Verena Stella Gompf und Cordula Kehrer, Karlsruhe

Diese Arbeiten sind beste Beispiele angewandter Kunst und zeichnen sich einerseits durch ihre frischen, gestalterischen Lösungen, andererseits durch den technischen Umgang mit dem Material aus. Sowohl Unikate als auch Kleinserien bieten einen Überblick über die vielfältige Anwendung des Materials Papier. Die Arbeiten in der Sonderschau JUST PAPER sollen aber auch ermutigen und animieren, neue Ansätze im Umgang mit dem Material Papier zu erproben.
Andrea Basse

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